25.05.2024

HAW GV: Erfolgsmodell Schweiz unter Druck

Am 14. Mai 2024 versammelten sich rund 80 Mitglieder und Gäste zur ordentlichen Generalversammlung der HAW. Das traditionelle Gastreferat hielt Severin Moser, Präsident des Schweizerischen Arbeitgeberverbands (SAV) zum Thema «Erfolgsmodell Schweiz unter Druck».

Erfolgsmodell Schweiz?

Zuerst zeigte Severin Moser auf, was den Erfolg der Schweiz tradtionoell ausgemacht hat. Gründe dafür seien unter anderem die direkte Demokratie, die stabilen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und ein hochklassiges Bildungssystem. Zudem ist die Schweiz ein Land, welches sich im Zweifelsfall meist für Masshalten, für einen Kompromiss und für eine offene Wirtschaft mit freiheitlichen Lösungen entschieden hat. Das Resultat ist ein freiheitliches, sicheres, stabiles und erfolgreiches Land. Im jährlich erstellten Freiheitsindex des kanadischen Fraser-Instituts, der vorgibt das Niveau der wirtschaftlichen und persönlichen Freiheit zu messen, belegte die Schweiz drei Jahre in Folge die Spitzenposition. Trotzdem steht das Erfolgsmodell Schweiz gemäss Severin Moser unter Druck. Diese Aussage macht er an vier besorgniserregenden Entwicklungen und Zuständen fest:  

  • Zunehmender Reformstau: In vielen wichtigen Dossiers kommen wir nur schleppend oder gar nicht voran. 
  • zunehmende Polarisierung: Mit Polpositionen lassen sich Stimmen und Wahlen gewinnen. Insbesondere die Polparteien SP und SVP gewinnen Wähleranteile, während die wirtschaftsfreundlichen Parteien an Boden verlieren. 
  • Immer schlechtere Rahmenbedingungen: Die grossen Länder lassen ihre Muskeln spielen, für ein auf internationale Regeln angewiesenes kleines Land wird das schwierig.
  • Selbstzufriedenheit: Anstatt zu gestalten und Neues zu schaffen, sind wir zu Verwaltern geworden. 

Probleme und Herausforderungen in verschiedenen politischen Bereichen

Diese vier Punkte stellen die Schweiz vor grosse Probleme. Zusätzlich wird das Erfolgsmodell durch externe Herausforderungen, wie Überalterung, belastet. Dies hat auch grossen Einfluss auf die Schwerpunkthemen des Schweizerischen Arbeitgeberverbands: Arbeitsmarkt, Sozialpolitik und Bildung. Im Arbeitsmarkt verzeichnet die Schweiz einen grossen Arbeitskräftemangel, der sich laufend akzentuiert. Allerdings fehlt es an Vorschlägen, um dem entgegenzuwirken.  In der Sozialpolitik wären nachhaltige und weitsichtige Reformen zwingend nötig. Mit der Annahme 13. AHV-Rente ist aber genau das Gegenteil eingetroffen, während die nachhaltige Lösung (Renteninitiative) eindeutig abgelehnt wurde. Ob der Erfolg von kurzfristigen und unwirtschaftlichen Massnahmen fortsetzt, wird sich am 9. Juni bei der Prämien-Entlastungs-Initiative der SP zeigen. Im Bereich der Bildung besteht die gesellschaftliche Tendenz, dass die gymnasiale Matura den Königsweg darstellt, den es anzustreben gilt. Der Weg der dualen Berufsbildung ist enorm wichtig für die Schweiz, vor allem angesichts des Fachkräftemangels. Trotzdem steht die duale Berufsbildung unter Druck und muss mit konkreten Massnahmen wieder gestärkt werden.

Nötige Massnahmen und Reformen

Das Fundament unseres Erfolgsmodells wird von negativen Entwicklungen also Schritt für Schritt untergraben. Wollen wir als Land unsere Erfolgsgeschichte weiterschreiben und den erwähnten Reformstau überwinden, müssen wir handeln. Wir, das sind die Wirtschaft, die Politik und die breite Bevölkerung. Dabei nennt Moser fünf dringende Massnahmen: 

  • Die Polarisierung unter den Parteien und in der Bevölkerung darf sich nicht weiter vertiefen
  • Es braucht mutige Wirtschaftsführer, die sich getrauen, hinzustehen. 
  • Leistung muss sich weiterhin lohnen. Deshalb gilt es, die Leistungsanreize wieder zu schärfen, anstatt sie schleichend abzubauen. 
  • Regulierungsdichte muss abgebaut werden auf. Denn der damit zusammenhängende administrative Aufwand ist kostspielig und belastet die Unternehmen. 
  • Unternehmen wie Privatpersonen sollten wieder mehr wirtschaftliche Resilienz aufbauen. Es braucht mehr Eigenverantwortung anstatt dem ständigen Ruf nach dem Staat. 

Nach einer Fragerunde diskutierten die Teilnehmenden beim traditionellen Apéro Riche angeregt weiter.

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