07.11.2023
Canva HAW/Forum

Winterthur verliert Arbeitsplätze im Privatsektor

Die HAW hat die Analyse der Beschäftigtensituation in Winterthur mit den neuesten Zahlen aktualisiert. Nachdem bereits in früheren Jahren auf die zunehmend ungesunde Entwicklung durch das a.o. starke Beschäftigtenwachstum bei staatsnahen Betrieben hingewiesen wurde, akzentuiert sich der Trend weiter. Im Jahr 2020 sind 436 Stellen im Privatsektor verloren gegangen, während 779 zusätzliche Stellen in staatsnahen Betrieben geschaffen wurden. Es ist zu hoffen, dass der Stadtrat in der Richtplandiskussion eine Differenzierung der anzusiedelnden 30'000 Stellen vorsieht.

Über die Arbeitsplatzentwicklung in Winterthur existiert eine Fülle von Informationen, die in verschiedenen Statistiken publiziert werden. Die HAW hat die wesentlichen Zahlen der Jahre 2015 bis 2020 aus diesen öffentlich verfügbaren Daten zusammengetragen und stellt folgendes fest:

  • Staatsnahe Betriebe (1) sind im Untersuchungszeitraum für durchschnittlich 41% aller neuen Stellen in den Jahren 2015 bis 2020 verantwortlich. 
  • Während das Bevölkerungswachstum in den Jahren 2015 bis 2020 um insgesamt +5.3% zunahm, war das Wachstum der staatsnahen Stellen mit 12.2% mehr als doppelt so hoch. Bei insgesamt 5844 neuen Einwohnern wurden zwischen 2015 und 2020 1976 neue staatsnahe Stellen geschaffen: 0.33 pro Bewohner/in. 
  • Während die Anzahl Stellen im Privatsektor im Jahr 2020 um 436 geschrumpft sind, wurden im gleichen Jahr 779 zusätzliche Stellen in staatsnahen Betrieben geschaffen. 

Auch mit Blick auf die anstehenden Richtplandiskussionen bzw. der darin genannten 30'000 anzusiedelnden Arbeitsplätze stimmen die Zahlen nachdenklich. Private Unternehmen arbeiten gewinnorientiert und zahlen Steuern. Staatsnahe Betriebe tun dies nicht. Dies soll nicht als Argument gegen ein funktionierendes Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesen verstanden werden. Wenn nun aber privatwirtschaftliche Stellen verschwinden, ist das für das Gefüge nicht gesund und liegt die Vermutung nahe, dass das Steuersubstrat bei den Unternehmenssteuern nicht gesteigert werden kann. Bei sich für die Wirtschaft insgesamt verschlechternden Rahmenbedingungen dürfte das Anliegen des Stadtrates 30'000 Arbeitsplätze anzusiedeln unrealistisches Wunschdenken bleiben. Der Stadtrat ist die Antwort noch schuldig, wie er welche Stellen ansiedeln will.

 

Handelskammer und Arbeitgebervereinigung Winterthur
Amiel Schriber / Dr. Ralph Peterli

 

(1) Als Staatsbetriebe gelten folgende Sektoren: Erziehung, öffentliche Verwaltung, Gesundheit, Sozialwesen und Heime 

Abbildung 1: Anteil der staatsnahen Stellen am gesamten Stellenwachstum

Abbildung 2: Bevölkerungs- und Stellenwachstum

Urs Fries 09.11.2023, 15:43

Die Stadt Winterthur versteht es glänzend, die arbeitende Bevölkerung zu Gunsten der bei der Verwaltung Beschäftigten zur Kasse zu beten und gleichzeitig an der Arbeit zu behindern. Der Beitrag an die städtische Pensionskasse von 1.2 Mio. Franken wird dem Steuerzahler belastet, d.h. zum grossen Teil dem steuerzahlenden Gewerbe, dessen Pensionskassen keine Unterdeckungen produzieren. Deren Beschäftigte zahlen zudem in der Regel 50% an die Beiträge gegenüber den städtischen Angestellten mit 35% Anteil und müssen nun noch die Unterdeckung mitfinanzieren. Der Weg zum Arbeitsplatz wird mit Tropfenzähler-Ampeln behindert, nachdem der Bund das Aufstellen von Zollstellen nicht zugelassen hat. Einem erfolgreichen Unternehmen, das seine Produktion nach Winterthur verlagern wollte, hat man die für das Personal notwendigen Parkplätze verweigert, sodass diese Arbeitsplätze nun im nahen Thurgau entstanden sind. Unterstützt wird das Ganze von der lokalen Presse, welche dieses Forum kürzlich als "Hinterzimmer eines mächtigen Männerclubs" bezeichnet und damit das ganze lokale Gewerbe und deren Repräsentanten aus Handel und Industrie abqualifiziert hat.

Bert Hofmänner 09.11.2023, 06:41

Danke für diese Untersuchung. Was lange nur befürchtet werden konnte, ist jetzt mit Zahlen belegt. Zahlen die nachdenklich stimmen und die Stadtflucht der Unternehmen belegen…

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