01.10.2023
Winterthur Consulting Group AG

Das Prinzip Hoffnung

Die geldpolitischen Massnahmen in der Eurozone und in der Schweiz erscheinen immer noch zögerlich. Ohne signifikant positive Realzinsen lässt sich Inflation aber nicht bekämpfen. Fast scheint es, als würden unsere Zentralbanken darauf hoffen, dass die aufziehende Rezession die Arbeit für sie macht. Wir wollen nicht aussitzen und hoffen, sondern agieren. Mit dem Anlagekonzept (WCGROB) haben wir das optimale Werkzeug, um Aktienportfolios risikobasiert und erfolgreich zu bewirtschaften.

Die Geldpolitik der Industrienationen war in den letzten zwei Jahrzehnten mit grossen Herausforderungen konfrontiert: Finanzkrise, Eurokrise, Coronakrise und jetzt die Inflationskrise. Oberflächlich betrachtet, haben unsere Notenbanker Grossartiges geleistet: Das globale Finanzsystem ist im Jahr 2009 nicht kollabiert, den Euro gibt es immer noch, der grösste Wirtschaftseinbruch aller Zeiten im Jahr 2020 war zwei Jahre später schon wieder aufgeholt und die Inflationsraten sind tatsächlich in den letzten 18 Monaten rückläufig gewesen. Wenn man diese Krisen als Folge von exogenen Schocks betrachtet, ist das Krisenmanagement der Zentralbanken hervorragend gewesen. Bei genauerer Betrachtung stellt man allerdings fest, dass die Krisen mit Ausnahme von Corona alles andere als von unvorhersehbaren externen Ereignissen getrieben waren. All den erwähnten Krisen ist gemeinsam; dass sie die unmittelbare Folge einer über Jahre viel zu expansiven Geldpolitik waren. Es schien als hätten Zentralbanker und Regierungen ein Allheilmittel für Krisenbekämpfung gefunden. Es entstand der Eindruck, dass angesichts der jahrelang tiefen Inflation und eines anhaltenden Aufschwungs, die Wirtschaftspolitik keine Kosten hätte! Zugegeben; viele Beobachter haben vor einer steigenden Verschuldung gewarnt. Entkräftet wurde das aber regelmässig mit der Wachstumswirkung von gestiegenen Defiziten. Dass diese aber beim Zurückfahren auch Wachstum kosten würden, wollte niemand wahrhaben. Dennoch ist eine fiskalische Korrektur von zu hohen Ausgaben unpopulär, weil man den Empfängern von staatlichen Wohltaten etwas wegnehmen muss. Dem entsprechend war die Hoffnung, dass steigende Volkseinkommen über steigende Steuereinnahmen das Problem schon irgendwie lösen würden. Aussitzen war das Motto. Ganz besonders verfestigt hat sich dieser Glaube an eine kostenfreie Interventionspolitik in Europa und der Schweiz. Nach jahrelang niedriger Inflation schienen die Geldpolitiker machen zu können, was sie wollen. Während die Europäische Zentralbank (EZB) sich um grüne Geldpolitik zu kümmern begann, bekämpfte die Schweizerische Nationalbank (SNB) mit noch nie dagewesenem Aufwand die Stärke des Frankens. Von einer entschlossenen Bekämpfung der Inflation sind wir aber heute weit entfernt. In der Vergangenheit liess sich die Teuerung nur dann effektiv bekämpfen, wenn die Geldmarktzinsen deutlich über die laufende Inflationsrate angehoben wurden. Wenn die europäische Fiskalpolitik nach dem Prinzip ‘Aussitzen’ funktioniert, muss man feststellen, dass die europäische Geldpolitik nach dem Prinzip ‘Hoffnung’ gesteuert wird. Sowohl EZB als auch SNB scheinen darauf zu hoffen, dass die kommende Rezession die Inflation wieder auf normale Grössen zurückführt. Beides klingt nicht nach verantwortungsvoller Politik.

‘Aussitzen’ und ‘Hoffen’ waren noch nie gute Ratgeber für Anleger. Aktienportfolios verlangen nach aktiver Bewirtschaftung. Zentral ist dabei das Management und die Steuerung der entsprechenden Risiken, um zu grosse und unerfreuliche negative Schwankungen einzugrenzen. Taktische Anpassungen nehmen wir auf Basis unserer eigenen Risikosignale vor.

Dr. Ralph Peterli / Rolf Gloor
Winterthur Consulting Group AG

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