10.12.2025 | Manuel Zanoni
Wird die Tösstalstrasse zur Tempo-15-Zone?
Die Tösstalstrasse stand in den letzten Wochen stellvertretend für die ideologischen Zwängereien des Winterthurer Stadtrates. Selbst 1’500 im Rahmen des Mitwirkungsverfahren von unserem Komitee «Tösstalstrasse muss offenbleiben!» gesammelte Unterschriften konnten die Stadt nicht davon abhalten, das unausgegorene Sanierungsprojekt auf einer der wichtigsten Hauptverkehrsachsen Winterthurs in Tat umzusetzen.
Vielmehr verschlimmerte sie das Endprojekt: Im Mitwirkungsbericht schrieb die Stadt noch, dass Tempo 30 auf einen Abschnitt von 300m beschränkt bleibe. Ohne die Bevölkerung vorzuinformieren, dehnte sie Tempo 30 nicht nur auf den gesamten 1.5km langen Strassenabschnitt aus, sondern schloss gleich noch zusätzliche Strassen mit ein. Mitwirkung der Bevölkerung? Fehlanzeige. Das gesetzlich vorgeschriebene Mitwirkungsverfahren wird so zur absoluten Farce und einer rein bürokratischen Übung.
Die zuständige Stadträtin behauptete in Interviews, dass sich der Verkehr wegen weniger Stop-and-Go-Punkten insgesamt verflüssige. Ein Widerspruch in sich, denn selbst der Bus verliert auf dieser Strecke nun eine halbe Minute, weshalb es eine zusätzliche Buskomposition für 0.5 Mio. Fr. braucht. Auch für die anderen Fahrzeuge ist aufgrund von Tempo 30 keine Verflüssigung des Verkehrs auf der Tösstalstrasse absehbar. Für Fahrzeuge, die hinter dem Bus herfahren, wird die Tösstalstrasse sogar zur Tempo-15-Zone. Es sind nämlich Fahrbahnhaltestellen geplant, bei denen der mit durchschnittlich nur 15 km/h fahrende Bus bei jedem Halt den gesamten nachfolgenden Verkehr blockiert. Angesichts der geplanten Erhöhung der Busfrequenz (alle 2-3 Minuten), resultieren auf der Tösstalstrasse massiv mehr, nicht weniger Stop-and-Go-Punkte für den übrigen Verkehr!
Es kommt noch schlimmer, denn der Stadtrat plant ein gefährliches Verkehrsexperiment auf der Tösstalstrasse: Ein «Mischverkehrsstreifen» auf einer Hauptverkehrsachse mit 15-18’000 Fahrzeugen täglich. Zwar sieht er zusätzlich Tempo 30 vor, aber Autos, Lastwagen, Velos und Fussgänger sollen sich auf diesem Abschnitt den «Platz teilen», was besonders für Schulkinder heikel ist. Für den «Mischverkehrstreifen» soll sogar die sichere Lichtsignalanlage geopfert werden. Dabei treten weitere Widersprüche des Stadtrats zutage: Der Stadtrat mutet den Schulkindern «Mischverkehr» zu und missachtet dabei Sicherheitsstandards, während er bei Verkehrsinseln auf eine maximale Ausnützung derselben Sicherheitsstandards bedacht ist.
An der nächsten Kreuzung plant er beispielsweise in jede der vier Fahrtrichtungen riesige Betoninseln, und zwar so gross wie nur möglich, obwohl es dort bereits Lichtsignale hat. Durch die Inseln ist die Fahrbahn so verengt, dass bei Rückstau am Lichtsignal keine Rettungsgasse mehr gebildet werden kann. Die Rettungskräfte kommen an einem haltenden Bus oder Lastwagen physisch gar nicht mehr vorbei. Die vom Stadtrat geplante Blockierung der Tösstalstrasse ist lebensgefährlich und wirtschaftsfeindlich: Die Tösstalstrasse ist die Hauptschlagader für die Quartiere Seen und Sennhof sowie das Tösstal. Rettungskräfte, Wirtschaft, Gewerbe und Pendler sind auf offene Hauptverkehrsachsen angewiesen!
Letzten Montag haben die SVP und viele weitere Einsprecher darum mehrere Einsprachen gegen die ideologischen Zwängereien des Stadtrats auf der Tösstalstrasse eingereicht. Hoffen wir, dass die Stadt nun ein Einsehen hat! Besser spät als nie.
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