
22.10.2025 | Werner Schurter, Präsident Winterthur: agil-mobil
Wenn blaue Zonen zum Problem werden – Mobilität, Pflege und bürokratische Grenzen
Blaue Zonen sollen Kurzparkieren ermöglichen und Verkehrsraum gerecht verteilen. In der Praxis jedoch geraten sie in Konflikt mit einer unverzichtbaren Gruppe: u.a. den Spitex-Mitarbeitenden. Deren Arbeit ist zeitkritisch, oft mehrfach täglich, und die Erwartung, stets ein blaues Parkfeld in der Nähe ihrer Klienten zu finden, ist realitätsfern. Besonders in dicht bebauten Wohnquartieren sind diese Parkplätze oft belegt – mit Folgen, die über einen simplen Strafzettel hinausgehen.
In Winterthur gilt ab 1. November 2025: Parkieren ist nur noch innerhalb der markierten blauen Felder zulässig; ausserhalb droht eine Busse. Diese Regel ist klar, doch sie kollidiert mit der beruflichen Praxis von Spitex-Mitarbeitenden. Sind alle blauen Parkfelder voll, müssen sie wählen zwischen Zeitverlust durch Suche nach legalem Parkraum und längeren, nicht verrechenbaren Fusswegen – mit möglichen Verzögerungen/Kürzungen in der Versorgung der Klienten und höheren Betriebskosten – oder dem kurzfristigen Parkieren ausserhalb der Felder und dem Risiko einer Busse von CHF 40.–. Dieser Betrag mag einzeln klein erscheinen, summiert sich aber bei täglich rund 15 Einsätzen pro Spitexperson zu einer relevanten finanziellen Belastung für die Organisationen und einem erhöhten Druck auf die Mitarbeitenden.
Es braucht nun von der Stadt pragmatische Massnahmen, sprich Ausnahmeregelungen zumindest für Spitex-Fahrzeuge. Ein stures Vollziehen von Regeln auf Kosten der Pflege der darauf angewiesenen Bevölkerung, ist nicht haltbar. Es geht nicht nur um CHF 40.–; es geht um eine würdige und verlässliche ambulante Versorgung. Ein bisschen Kulanz und eine lösungsorientierte Parkplatzpolitik schützen nicht nur Spitex-Mitarbeitende, sondern die Menschen, die auf ihre Dienste angewiesen sind.
Werner Schurter
Präsident «Winterthur: agil-mobil»
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