16.04.2025
Luzern: Vom belächelten Bauernkanton zum Vorzeigemodell moderner Fiskalpolitik
Wenn von unternehmensfreundlichen Rahmenbedingungen die Rede ist, fällt der Blick meist reflexartig auf den Kanton Zug. Dabei wird oft übersehen, dass auch andere Zentralschweizer Kantone – allen voran Luzern – in den vergangenen Jahren deutlich an steuerlicher Attraktivität gewonnen haben.
Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Seit 2018 hat Luzern Haushaltsüberschüsse von über einer Milliarde Franken erwirtschaftet. Bemerkenswert – vor allem, wenn man bedenkt, dass der Kanton Anfang der 2000er-Jahre noch mit rund zwei Milliarden Franken verschuldet war und als Steuerhölle für Unternehmen galt. Die Kehrtwende gelang dank einer klaren, langfristig ausgerichteten Steuerstrategie, dessen Resultat eine Halbierung der Unternehmenssteuern seit der Jahrtausendwende war.
Luzern floriert. Was einst als ländlicher Kanton mit mehr Schweinen als Einwohnern belächelt wurde, zählt heute zu den attraktivsten Wirtschaftsstandorten Europas. Und das ganz ohne die klassischen Standortvorteile, mit denen Zürich glänzt: kein Flughafen, keine ETH, kein Finanzplatz – keine „Hochglanzinfrastruktur“. Und dennoch: Immer mehr Unternehmen verlegen ihren Hauptsitz in steuerlich attraktivere Kantone wie Luzern. Gleichzeitig profitieren dieselben Unternehmen aber weiterhin von der Infrastruktur Zürichs, ohne sich wesentlich an deren Finanzierung zu beteiligen. Die finanzielle Last bleibt an den verbleibenden Steuerzahlerinnen und -zahlern hängen.
Zu behaupten, Zürich solle Luzerner Verhältnisse anstreben, wäre wohl übertrieben. Unser Kanton bietet Unternehmen auch über die Gewinnsteuer hinaus viele Standortvorteile. Doch die Steuervorlage 17 ist dennoch eine absolut entscheidende Chance für den Kanton Zürich. Es gilt, vom nationalen Schlusslicht ins steuerliche Mittelfeld aufzusteigen und so gerade in wirtschaftlich turbulenten Zeiten unserer Wirtschaft ein Bekenntnis abzugeben.
Wer sich mit den Argumenten der Gegner auseinandersetzt, wird mehrfach gewarnt: Der Verzicht auf einen Prozentpunkt bei der Gewinnsteuer sei riskant. Investitionen iin die Infrastruktur könnten gefährdet, Defizite programmiert sein. Doch das Gegenteil ist der Fall: Nicht tiefe, sondern hohe Steuern gefährden die Einnahmen. Wer daran zweifelt, sollte einen genauen Blick auf Luzerns Steuerpolitik werfen – der Erfolg spricht für sich.
Benedikt Schmid
Redaktion Forum Winterthur