Forum Winterthur

14.01.2025
Gen Z: Faule Jugend oder unverstandene Chance?

Der Vorwurf, die Generation Z sei faul und anspruchsvoll, ist allgegenwärtig – auch in meinem Umfeld. Um dieser Behauptung auf den Grund zu gehen, habe ich mit Vertreterinnen und Vertretern meiner Generation gesprochen. Ziel war es, die Herausforderungen besser zu verstehen und herauszufinden, was für ein produktiveres Arbeitsleben helfen würde. Dieser Beitrag versucht, die Gen Z zu erklären und Ansätze aufzuzeigen, wie Führungskräfte junge Talente zu Höchstleistungen inspirieren können.

Ein Konflikt der Generationen – seit jeher
Der Generationenkonflikt ist kein neues Phänomen. Schon Aristoteles beklagte sich vor über 2000 Jahren, dass mit der Jugend die Zukunft verloren sei. Doch um die Gen Z (geboren zwischen 1997 ~ 2012) zu verstehen, bedarf es Empathie für eine Welt, die durch Smartphones und Digitalisierung geprägt ist. Diese Technologien sind Fluch und Segen zugleich. Sie eröffnen zwar immense Möglichkeiten, wie den Einsatz von KI oder den sozialen Medien, stellen jedoch auch hohe Anforderungen. Der ständige Vergleich in einer globalisierten Gesellschaft kann schnell überfordern, insbesondere in schnelllebigen Branchen wie der IT, in welcher die Ansprüche besonders hoch sind.

Die Gen Z ist in einer Wohlstandsgesellschaft aufgewachsen. Dadurch stellt sie sich oft früh die Sinnesfrage: Was bringt meine Arbeit und was bringt sie mir? Die Identitätssuche überfordert viele junge Menschen. Doch wer eine Verbindung zu seiner Arbeit findet, zeigt oft ein beeindruckendes Engagement, denkt auch ausserhalb der Arbeitszeit über Verbesserungen nach und ist dadurch produktiver. Hier liegt enormes Potenzial, denn viele aus der Gen Z sind intrinsisch motiviert – ein Vorteil, der genutzt werden sollte.

Die Bedeutung von Sinn und Wertschätzung
Ein zentraler Wunsch der Befragten ist eine stärkere Transparenz: Sie möchten verstehen, warum Prozesse so ablaufen, wie sie es tun und welchen Beitrag ihre Arbeit leistet. Frustration entsteht, wenn Vorschläge mit einem „Das war schon immer so“ abgetan werden. Umgekehrt kann man Junge begeistern, wenn man ihre Ideen ernst nimmt, konstruktiv diskutiert oder sogar umsetzt.

Flexibilität: Wunsch und Realität
Das Bedürfnis nach Flexibilität wird oft mit der Gen Z assoziiert. Doch viele Befragte gaben an, klare Strukturen zu bevorzugen – zumindest solange sie keine familiären Verpflichtungen haben. Routinen schaffen Sicherheit und helfen, sich zu organisieren.

Eine neue Art der Führung
Die Zusammenarbeit mit der Gen Z erfordert Offenheit, Empathie und die Bereitschaft, neue Perspektiven anzunehmen. Drei zentrale Wünsche wurden immer wieder betont:

Neugier statt Missverständnisse

Viele Konflikte könnte man vermeiden, wenn Führungskräfte mit Fragen wie „Warum siehst du das so?“ oder „Erzähl mir mehr darüber“ reagieren würden. Neugier signalisiert Respekt und fördert echten Dialog.

Emotionen und Humor zeigen

Authentizität ist für die Gen Z entscheidend. Mehr Offenheit über eigene Herausforderungen oder Erfolge stärkt die Beziehung, solange sie authentisch bleibt. Ebenfalls ein gutes Mittel ist Humor, er schafft Menschlichkeit und Verbundenheit.

Vorbild sein durch Selbstreflexion

Junge Menschen erkennen schnell, wenn Worte und Taten nicht übereinstimmen. Führungskräfte, die ihre eigenen Ansichten hinterfragen und transparent machen, wie sie zu neuen Erkenntnissen kommen, inspirieren die Gen Z, dasselbe zu tun.

Zusammenarbeit mit Potenzial
Abschliessend kann gesagt werden, dass die Generation Z in der Regel klare Vorstellungen von Sinn und Struktur in die Arbeitswelt mit sich bringt. Ihre intrinsische Motivation und ihr Innovationsgeist sind eine Bereicherung – vorausgesetzt, sie wird ernst genommen. Wer auf Dialog, Wertschätzung und eine Überprüfung traditioneller Führungsmodelle setzt, schafft ein Umfeld, in dem diese junge Generation ihr volles Potenzial entfalten kann.

Sollten Sie Fragen oder Anregungen zu diesem Text haben, freue ich mich auf Ihre Rückmeldungen! Nutzen Sie dabei die Kommentarfunktion auf der Webseite oder in den Sozialen Medien.

Benedikt Schmid
Redaktionsteam Forum Winterthur

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