Forum Winterthur

21.11.2025 | Marc Wäckerlin
Dialog Politik und Wirtschaft

Am 12.11.2025 lud die Handelsammer- und Arbeitgeberverein Winterthur (HAW) zum Austausch zwischen lokalen Wirtschaftsvertretern und bürgerlichen Politikerinnen und Politikern aus Stadt und Kanton. Im Zentrum standen die aktuellen Herausforderungen Winterthurs: Standortattraktivität und Finanzpolitik, Energiepreise, Verkehrspolitik, Wohnraum, Verwaltungsabläufe und die bevorstehenden Stadtrats- und Parlamentswahlen. Der Anlass begann mit wirtschafts- und standortpolitischen Inputs, gefolgt von einer offenen Diskussion und späteren Einzelgesprächen beim Apéro.

Zu Beginn standen wirtschafts- und standortpolitische Inputs. Zentrale Themen waren: gesunde Finanzen, fehlende Wirtschaftsstrategie mit Fokus auf Zukunftsbranchen wie AI, Smart Machines u.a.m. Es wurde betont, dass Energie (sehr hohe Energiepreise in Winterthur im innerkantonalen Vgl.), Steuern und Verkehrsfluss entscheidende Wettbewerbsfaktoren für Unternehmen und Ansiedlungen sind. Die Stadt vergibt diverse Stipendien, nicht aber z.B. an Studenten im MINT-Bereich.

In der Verkehrspolitik wurden die bekannten Kritikpunkte wiederholt: Winterthur blockiere mit Tempo 30 auf Hauptachsen und der Reduktion der Kapazität wichtige Zufahrtsrouten. Mehrfach genannt wurde die Tösstalstrasse, deren Reduktion für Logistik, Detailhandel und Pendler als destruktiv dargestellt wurde. Beispiele von im Raum vertretenen Unternehmern und Unternehmen bestätigten konkrete Probleme: fehlende oder gestrichene Schicht-Parkplätze, erschwerte Warenanlieferung, unklare Bewilligungspraxis.

Beim Thema Wohnen ging es um Insider-Outsider-Effekte, ungenügende Verdichtung, zu teure städtische Erwerbungen und Bauten und die Gefahr, dass die Wohnschutz-Initiative private und institutionelle Immobilienbesitzer massiv behinderten. Forderung: weniger staatliche Eingriffe, mehr marktwirtschaftliche Dynamik, klare Priorisierung im Richtplan.

Es folgte der politische Teil mit der bürgerlichen Vierer-Kandidatur für den Stadtrat. Die Handelskammer begründete, warum sie diese vier unterstützt: Nähe zu wirtschaftlichen Stossrichtungen, Bereitschaft zu pragmatischen Lösungen, weniger ideologische Verkehrspolitik, Fokus auf Standortattraktivität.

Im Dialogteil wurde mehrfach betont, dass Unternehmen ihre Probleme klarer schildern müssen (Storytelling), da die Politik konkrete Fälle braucht, um Mehrheiten zu gewinnen. Beispiele: Baubewilligungen, verweigerte Ausnahmebewilligungen. Eine zentrale Projekt- und Baukoordination der Stadt fehlt. Der Wunsch nach Planungssicherheit war ein wiederkehrendes Thema.

Im Apéroteil folgten Einzelgespräche. Es wurde über Studien der Stadt Winterthur gesprochen, die nicht günstig waren, aber keine Handlungen nach sich zogen. Grundsätzlich werden darin industrielle Stärken (Elektrotechnik, Green Energy, Maschinenbau, Medtech) bestätigt. Kritik: fehlende Transparenz, Geheimhaltung, keine Umsetzung durch den Stadrat oder die Verwaltung in konkrete Massnahmen. Das Parlament hat keine Kenntnis.

Weiter wurde über den exzessiven Beratungs- und Prozesskostenaufwand der Stadt gesprochen, inklusive Beispielen laufender Klagen. Auch das strukturelle Wachstumsproblem (1.5 → 1.77 Mrd. Budget in wenigen Jahren) und fehlende Priorisierung wurden angesprochen.

Es gab längere Diskussionen über Kultur-Subventionen (Musikkollegium, Stadttheater), Synergien, Auslastung, Finanzierung und mögliche politische Vorstösse.

Gegen Abend ging es  - mit Bezug auf das Input-Referat von Roger Basler de Roca - zunehmend um die kommunikativen Aspekte: Social Media, Algorithmen, TikTok/LinkedIn-Reichweite, die Bedeutung von regelmässigen Inhalten für politische Kampagnen, sowie die Rolle des Forums Winterthur als lokal stark gelesene Plattform.

Der Abend schloss mit offenen Diskussionen zu Parteipositionen, zur Verkehrspolitik (wieder die Tösstalstrasse), zu persönlichen Einschätzungen zu Stadtratsmitgliedern, zu Zusammenarbeit zwischen bürgerlichen Kräften und zur anstehenden Wahlkampfsituation.

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