30.11.2023
Konservatorium Winterthur

150 Jahre Konservatorium Winterthur

Als die Vorsteherschaft des ehrwürdigen Musikkollegiums Winterthur im November 1873 zum ersten Mal eine Schulordnung für die neu zu gründende «Musikschule des Musikkollegiums» verfasste, hätte der Weg, den diese Schule in den kommenden 150 Jahren zurücklegen würde, wohl die Grenzen ihrer Vorstellungskraft gesprengt. Der Schulbetrieb wurde nämlich äusserst bescheiden aufgenommen, mit «12 Eleven für Violin- und 1 für Violoncellounterricht»…

150 Jahre ist das Konservatorium Winterthur mit 1700 Schülerinnen und Schülern und 100 Musiklehrpersonen das musikpädagogische Kompetenzzentrum nicht nur für die Stadt Winterthur, sondern für die ganze Region mit landesweiter Ausstrahlung.

Das «Konsi» ist heute die umfassende Musikschule mit Unterricht für jedes Alter (von 3 Monaten bis weit über 80 Jahre) und jedes Level: Anfängerinnen und Anfänger genauso wie hochmotivierte Amateure und im Pre-College zukünftige junge Musikerinnen und Musiker auf dem Sprung an die Musikhochschule. Eine besondere Eigenheit der Schule ist es, dass musikbegeisterte Menschen ihren ganzen musikalischen Lebensweg durch das Konsi machen können: Oft beginnt dieser Weg in einem der Kurse des «Klanghuus», dem Eltern-Kind.-Singen vielleicht, danach dem Musikalischen Spielgarten. Es folgt Einzelunterricht aus der fast alle Instrumente und Gesang umfassenden Angebotspallette. Da das Konsi auch eine Zusammenspiel-Schule ist, sind viele unserer Schülerinnen und Schüler auch in Ensembles aktiv: Vom Kinderchor bis zum Winterthurer Jugendsinfonieorchester, Groove the Folk-Fiddle-Orchester bis zu den vielen Pop-, Rock- und Jazzbands reicht das Angebot. Und da Musikunterricht immer auch den Auftritt vor Publikum umfasst, finden pro Jahr über 200 öffentliche Konzerte statt. Das Konsi ist somit vermutlich der grösste Konzertveranstalter von Winterthur…

Zwischen 1943 und 1999 konnten Studierende an der Berufsabteilung des Konservatoriums ein Lehr- oder Konzertreifediplom erwerben. Unzählige Musikerinnen und Musiker sind in dieser Zeit aus unserer Institution hervorgegangen, die das regionale, nationale und internationale Musikleben geprägt haben und heute noch prägen. 1999 wurde die Berufsabteilung kantonalisiert und in die spätere Zürcher Hochschule der Künste ZHdK überführt. Das Konsi hat aus dieser Geschichte heraus bis heute einen Schwerpunkt auf der Talentförderung. Aussergewöhnlich begabte (und ambitionierte) Kinder und Jugendliche erhalten einen umfassenderen Musikunterricht, der ihre Talente ganz besonders fördert und sie – wenn sie dies möchten – auf dem Weg zur Musikerin, zum Musiker begleiten. Wer Musik zum Beruf machen möchte, erhält im Pre-College, dem intensiven Vollzeit-Studienvorbereitungsprogramm, den letzten Schliff und tritt anschliessend an eine Musikhochschule über.

Zu den vielen Leuchttürmen des Konsi zählen die grossen Ensembles: Das Winterthurer Jugendsinfonieorchester WJSO, die Chorschule mit Kinderchor, Jugendchor, Jugendkonzertchor und Kammerchor oder etwa auch das Erwachsenen-Vokalemsemble vox feminae. Sie alle verbreiten auch auf Konzertreisen und Tourneen die aussergewöhnliche musikalische Qualität des Konsi. A propos Erwachsene: Das Konsi ist keinesweges nur eine Jugendmusikschule. Fast 20 % der Schülerinnen und Schüler sind Erwachsene.

Dass das Konservatorium ein Betrieb des Vereins Musikkollegium und somit eine private Schule ist, ist längst nicht allen bekannt. Nicht Teil des städtischen Verwaltungsapparats zu sein, macht uns zu einer flexiblen, frischen und marktorientierten Bildungsinstitution. Es führt aber auch dazu, dass unsere Finanzierung nicht einfach gesichert ist, auch wenn die Stadt Winterthur und der Kanton Zürich unsere massgeblichen Subventionsgeber sind. Um das aussergewöhnlich breite und qualitativ besonders hochstehende Programm unserer Schule für die Bevölkerung in und um Winterthur zugänglich zuhalten, sind wir stets auf Mittel von privaten und institutionellen Sponsoren angewiesen. 

Der Blick in die 150 Jahre umspannende Geschichte der Konsi zeigt, dass eine Musikausbildung mit hohen Qualitätsanforderungen an sich selbst eine besondere Daseinsberechtigung hat, dass in einer langen Traditionskette die Strukturen der Schule auf dieses Ziel hin gewachsen und trotz allen Zwischenschritten und Anpassungen an jeweils neue musikalische und gesellschaftliche Herausforderungen auch heute noch angemessen sind. Die Vermittlung von Musik als Ausübung, als spezielle körperliche und geistige Betätigung, aber auch als künstlerische und intellektuelle Haltung bleibt eine gesellschaftliche Verpflichtung in Kultur und Bildung, noch viel grundsätzlicher aber in der Gesundheitsförderung der Menschen aller Altersklassen.

 

Christian Ledermann
Direktor Konservatorium Winterthur

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