19.09.2023
Canva HAW/Forum

Mehr Wohnraum – es besteht Handlungsbedarf

In der Schweiz gibt es keine Wohnungsnot, aber in den Städten eine Wohnungsknappheit. Es besteht Handlungsbedarf! Statt mehr Regulierung à la SP braucht es für mehr bezahlbare Wohnungen einfachere und raschere Baubewilligungsverfahren, eine Verwesentlichung des Einspracherechts und den Abbau von Verdichtungshemmnissen.

Wer derzeit in Winterthur eine neue Wohnung sucht weiss: es ist keine einfache Aufgabe. Der knappe Leerwohnungsbestand ist in aller Munde. Doch besteht wirklich Wohnungsnot? Nein, aber in den Städten besteht Wohnungsknappheit und deshalb Handlungsbedarf. Doch die Regulierungs-Konzepte, mit welchen die SP schweizweit für die Wahlen im Herbst auf Stimmenfang geht, funktionieren nicht. Genf zeigt eindrücklich, dass eine Überregulierung des Wohnungsmarktes schädlich ist. In Bezug auf den Wohnungsmarkt hat die Rhonestadt schweizweit wohl das dichteste Regelwerk. Hier gibt es sogar sogenannte „Zones de développement“, wo der Staat die Preise festlegt und kontrolliert. Zudem besteht ein Vorkaufsrecht für die öffentliche Hand. Obwohl die Stadt jährlich über 90 Millionen Franken ausgibt für günstigeren Wohnraum, ist das Resultat ernüchternd. In Genf lag der Leerwohnungsbestand im 2022 schweizweit am zweit-tiefsten und die Mieten am höchsten. 

Steigende Nachfrage – gesellschaftlicher Wandel

Unsere Gesellschaft verändert sich. Die steigende Lebenserwartung und der wachsende Anteil der älteren Bevölkerung sowie eine anhaltend hohe Scheidungsrate führen dazu, dass immer mehr Menschen in Ein- oder Zweipersonenhaushalten leben. Menschen über 65 belegen derzeit eine Wohn-Fläche von 71,6 m2 pro Person, während der Landesdurchschnitt der unter 65järigen bei 46 m2/Person liegt. Angekurbelt wird diese Situation durch den Umstand, dass dank Wohlstand es sich immer mehr Leute auch leisten können, alleine in einem Haushalt zu leben. Und je kleiner die Haushalte, desto mehr Wohnungen werden nachgefragt. So verwundert es denn auch nicht, dass im Bereich < 2,5 Zimmer der grösste Mangel an günstigem Wohnraum besteht. Dass Winterthur eine Studentenstadt ist, dürfte die Situation zusätzlich verschärfen. Spannend ist auch, dass gemäss Wüest & Partner im Bereich von > 4 Zimmer (also Familienwohnungen) der Anteil von günstigem Wohnraum in Winterthur bei 30-40% und damit im Landesdurchschnitt liegt. 

Sinkendes Angebot – längere und komplexere Verfahren

Zu den Hauptgründen für den starken Rückgang des Wohnungsangebotes zählt die geringe Neubautätigkeit, die seit 2018 rückläufig ist. Gemäss Wüest & Partner wurden im 2022 lediglich 42‘200 Wohneinheiten bewilligt. Dies ist der niedrigste Wert seit 2003. In den meisten Regionen hat es genügend Baulandreserven und Verdichtungspotenzial. Doch die Städte, die gemäss Raumplanungsgesetz das Bevölkerungswachstum aufnehmen sollen, haben es bisher verpasst, ein Rezept zu finden für eine sinnvolle Verdichtung. Hier dürfen wir gespannt sein auf den Richtplanentwurf der Stadt Winterthur, welcher in den nächsten Tagen aufgelegt wird. 

Lösung: einfachere, raschere Verfahren für mehr Wohnbautätigkeit

Viele Gemeinden haben in jüngster Zeit damit begonnen, ihre Bau- und Zonenordnung (BZO) zu überarbeiten. Dies veranlasste Investoren abzuwarten. Auch zu viele und zu komplizierte Vorschriften, langwierige Baubewilligungsprozesse und zu häufige Einsprachen verzögern oder verunmöglichen Projekte. Alleine in der Stadt Zürich werden derzeit rund 2‘000 Wohnungen durch Einsprachen oder eine zu extreme Auslegung der Lärmschutzvorschriften durch das Bundesgericht verhindert. Bei sieben von 10 Baugesuchen werden mittlerweile Einsprachen erhoben. Für mehr Wohnungsbau brauchen wir u.A. einfachere, raschere Baubewilligungsverfahren, eine Verwesentlichung des Einprache- und Verbandsbeschwerderechts sowie den Abbau von Verdichtungshemmnissen in den kommunalen Richtplänen und in der BZO. 

Romana Heuberger, Präsidentin Stadtbaukommission 

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