12.02.2024
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Winterthur und die 10-Millionen-Schweiz

2045 leben voraussichtlich zehn Millionen Menschen in unserem Land – ein Viertel davon ist über 65. Für Winterthur bedeutet dies, dass wir 2040 mit 135'000 Einwohnenden rechnen müssen. Das wirft Fragen auf: zu Gesellschaft, Raumentwicklung, Wirtschaft, Natur, Ressourcen und Mobilität.

Das Bevölkerungswachstum in der Schweiz muss gemäss Raumplanungsgesetz (RPG) in den Städten aufgenommen werden. Dies wurde mit der Revision des RPG im 2014 entsprechend festgelegt, um die Zersiedelung zu stoppen. Eine sinnvolle Verdichtung nach innen ist also angesagt. Noch haben aber die wenigsten Städte eine Antwort darauf, wie eine attraktive Siedlungsentwicklung nach innen konkret stattfinden soll. Im Gegenteil, das Bauen in bestehenden Strukturen führt kurzfristig zu mehr Einsprachen und damit deutlich längeren Baubewilligungsverfahren. Die Bautätigkeit stockt, Wohnungsknappheit ist die Folge – auch in Winterthur. Bisher schaffen es erst 12 der 50 grössten Städte in unserem Land so zu wachsen, dass sie das für sie vorgesehene Wachstum aufnehmen können. 

Die Herausforderungen dabei sind komplex. Wir müssen uns auf eine wachsende, ältere und heterogenere Bevölkerung und mehr Arbeitsplätze vorbereiten. Der Stadtrat hat Ende September 2023 den über 200seitigen Entwurf eines neuen Richtplans zur Vernehmlassung aufgelegt. 60% des geplanten Wachstums soll entlang des sogenannten «urbanen Rückgrats» stattfinden, also entlang der bestehenden Verkehrsachsen zwischen Töss und Oberwinterthur. Zudem sollen die Gebiete rund um die Altstadt (Bahnhofumfeld, Sulzerareal bis zum KSW im Norden, Zeughauswiese und bis zum künftigen Bahnhof-Süd im Süden) als Zonen «mit sehr hoher baulicher Dichte» festgelegt werden. 

Doch was bedeutet das geplante Wachstum eigentlich für Winterthur? Es braucht deutlich mehr Wohnungen in einer Stadt, in der wir jetzt schon zu einer Wohnungsknappheit tendieren. 15'000 Menschen mehr bedeuten aber auch massive Investitionen in Schulräume und Infrastrukturen (Mobilität, KVA, ARA, Abwasser, Wärmenetz) mit hohen Folgekosten. Das in einer Zeit mit steigenden Zinsen und in der wir massiv in die Klimaneutralität investieren sollen. Winterthur hat heute schon eine Verschuldung pro Einwohner die fast doppelt so hoch ist wie das, was der Kanton als «sehr hohe Verschuldung» definiert. Und wer muss diese Kosten tragen? Nicht der Bund, der das Wachstum der Städte definiert hat, sondern die heutige Bevölkerung der Stadt Winterthur. 

Wollen wir das wirklich und haben wir überhaupt eine Wahl? Diese und andere Fragen werden uns im Rahmen der Richtplanrevision in den nächsten Monaten intensiv beschäftigen. Die FDP hat unter dem Titel «Ein Richtplan ist kein Wunschkonzert» eine Vernehmlassung zum Richtplan mit über 30 Anträgen abgegeben. Wir sind gespannt, wie die Diskussion weitergeht. 

Romana Heuberger
Stadtparlamentarierin FDP/Präsidentin Stadtbaukommission

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