Forum Winterthur

17.03.2025
Warum die Individualbesteuerung in der Schweiz längst überfällig ist

Die Schweiz gilt als eines der innovativsten Länder der Welt. Doch im Bereich der Besteuerung von Ehepaaren und eingetragenen Partnerschaften bleibt sie hinter den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Realitäten zurück. Die Einführung der Individualbesteuerung, wie sie aktuell im Bundesparlament debattiert wird, ist nicht nur zeitgemäss, sondern auch dringend notwendig – aus Gründen der Gerechtigkeit, Gleichstellung und wirtschaftlichen Effizienz.

Beseitigung der "Heiratsstrafe"

Das aktuelle Steuersystem benachteiligt verheiratete Paare mit zwei Einkommen gegenüber unverheirateten Paaren in vergleichbaren Situationen. Diese sogenannte "Heiratsstrafe" widerspricht dem Grundsatz der Gleichbehandlung und führt zu einer ungerechten steuerlichen Belastung. Die Individualbesteuerung würde diese Diskriminierung endlich beenden und sicherstellen, dass alle Bürgerinnen und Bürger unabhängig von ihrem Zivilstand gleich behandelt werden.

Förderung der Gleichstellung

Die gemeinsame Besteuerung basiert auf einem überholten Familienmodell, das den Mann als Hauptverdiener und die Frau als Hausfrau sieht. Dieses Modell passt nicht mehr in unsere moderne Gesellschaft, in der Frauen zunehmend berufstätig sind und ebenfalls Karriere machen wollen. Die Individualbesteuerung stärkt insbesondere Frauen, indem sie ihre Erwerbstätigkeit fördert und ihre finanzielle Unabhängigkeit verbessert. Es freut uns besonders, dass die FDP Frauen mit ihrer Initiative für die Individualbesteuerung einen entscheidenden Impuls gegeben haben – ein klarer Schritt in Richtung echter Gleichberechtigung.

Stärkung des Arbeitsmarkts

Das derzeitige System schafft negative Arbeitsanreize für Zweitverdienende, da ihr Einkommen oft in eine höhere Steuerprogression fällt. Meistens sind das die Frauen. Dies hält viele davon ab, ihr Arbeitspensum zu erhöhen oder überhaupt erwerbstätig zu sein. Mit der Individualbesteuerung würden diese Hürden und Fehlanreize abgebaut. Dies stärkt sowohl die persönliche Freiheit eines einzelnen, und wirkt auch dem Fachkräftemangel entgegen – ein Anliegen, dass die FDP seit Jahren konsequent verfolgt. Thierry Burkart (FDP/AG) bringt es treffend auf den Punkt: „Es kann doch nicht sein, dass das Steuersystem mir vorgibt, ob ich heiraten soll oder nicht.“

Modernisierung des Steuersystems

Die Individualbesteuerung würde das Steuersystem vereinfachen und transparenter machen. Komplexe Berechnungen und Ausnahmen zur Abmilderung der "Heiratsstrafe" wären nicht mehr nötig. Gleichzeitig würde sie den Bürgerinnen und Bürgern mehr Eigenverantwortung geben – ein zentraler Wert liberaler Politik.

Internationale Vorbilder

Viele OECD-Länder haben die Individualbesteuerung längst eingeführt. Die Schweiz sollte diesem Beispiel folgen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die FDP hat diesen Reformbedarf frühzeitig erkannt und sich seit Jahrzehnten für eine gerechte Besteuerung eingesetzt – ein Engagement, das jetzt Früchte trägt.

Fazit

Die Einführung der Individualbesteuerung ist ein längst überfälliger Schritt hin zu einem fairen, modernen und effizienten Steuersystem. Sie beseitigt Ungerechtigkeiten, fördert die Gleichstellung und stärkt den Arbeitsmarkt. Die FDP setzt sich unermüdlich für diese Reform ein. Mit ihrer klaren Haltung für Chancengleichheit und Eigenverantwortung zeigt die FDP einmal mehr, dass sie bereit ist, mutige Schritte für eine zukunftsfähige Schweiz zu gehen. Es bleibt nun an anderen Parteien wie SP oder Grünen zu beweisen, ob sie diesen Weg ebenfalls konsequent unterstützen – oder weiterhin nur leere Phrasen zur Gleichstellung dreschen.

 

Raphael Tobler
Präsident FDP Winterthur

Ihre Meinungen

26.03.2025 | André Zuraikat

Ich bin absolut für die Gleichstellung, aber die Individualbesteuerung schafft nur neue Ungleichheiten. Aus folgenden Gründen lehne ich sie ab:

Die Individualbesteuerung würde zu einem enormen administrativen Aufwand führen. Mit 1,8 Millionen zusätzlichen Steuererklärungen würden sowohl die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler als auch die Kantone unnötig belastet.

Die Individualbesteuerung würde einen kompletten Umbau des Steuersystems auf allen Staatsebenen (also auch auf Ebene der Kantone und Gemeinden) benötigen.

Über das Ausmass an Steuerausfällen herrscht grosse Unklarheit, und auch die Befürworter der Individualbesteuerung sind sich darüber nicht einig.

Die Fairness-Initiativen unserer Partei "Die Mitte" hat einen viel besseren Ansatz. Weitere Informationen sind hier verfügbar: https://ja-zu-fairness.ch/

André Zuraikat
Stadtparlamentarier und Präsident
Die Mitte Bezirk Winterthur
https://zh.die-mitte.ch/bezirk-winterthur/

20.03.2025 | Severin

Wichtiges Thema, welches längst überfällig ist. Für WIRKLICHE Gleichstellung in allen Hinsichten!

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