03.03.2021

Wie steht es um unsere Stadt? Tour d’Horizon 2021-1

Dass Winterthur viele Vorzüge bietet, liegt auf der Hand. Genauso klar ist aber, dass man die hohe Lebensqualität nicht als selbstverständlich ansehen darf, sind sich Iris Kuster Anwander, CVP, Urs Hofer, FDP, und Thomas Wolf, SVP, einig. In Teil 1 der «Tour d’Horizon» mit den drei bürgerlichen FraktionspräsidentInnen geht es um die Entwicklung Winterthurs in den letzten Jahren und die drängendsten Herausforderungen der Zukunft.

Die Position als herausragende Wohnstadt wurde weiter gestärkt, fasst Urs Hofer die Entwicklung der letzten Jahre zusammen. «Voll mit studentischem Leben und kultureller Vielfalt, mit ansprechenden Sport- und Freizeitangeboten für jeden Einwohner», sei die Stadt. Doch das Wachstum habe seinen Preis: steigende Kosten in den Bereichen soziale Wohlfahrt, Bildung, Verwaltung sowie Sport und Kultur. Auch habe die Arbeitsplatzentwicklung nicht mit jener der Einwohnerzahl schritthalten können.

Für Thomas Wolf sind in diesem Zusammenhang insbesondere die Wegzüge von Industrieunternehmen wie Wärtsilä oder Zimmer für den Industriestandort bedauerlich.

Iris Kuster Anwanders Fazit liest sich ebenfalls teilweise ernüchternd: «Winterthur hat sich unter der rot-grünen Regierung nicht wirklich vorwärtsbewegt. Die Bevölkerungszahl ist zwar gestiegen, aber die Steuerkraft kaum. Die Attraktivität als Wirtschaftsstandort scheint nicht zugenommen zu haben.» Gleichwohl betont auch sie, dass Winterthur noch immer eine attraktive Stadt mit viel Grünfläche und einem spannenden Kultur- und Freizeitangebot sei.

Von all den brennenden Themen hat für die SVP die Korrektur der finanziellen Schieflage erste Priorität. Als Sparvorschläge bringt sie weniger Stellen in der Verwaltung, einen Verzicht auf automatische Lohnerhöhungen oder eine Professionalisierung des Beschaffungswesens ins Spiel. Ebenso denkbar seien eine vernünftigere Liegenschaftsbewirtschaftung und der allgemeine Verzicht auf Prestigeobjekte wie die «Expo der Städte». Hofer erklärt punkto Staatsfinanzen: «Es gilt die richtige Balance zwischen mutigen Investitionen in die Zukunft und ebenso mutigen Verzichtsentscheiden zu finden.»

Die Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandorts Winterthur liegt allen drei FraktionspräsidentInnen am Herzen: Laut Hofer ist zwingend ein «Sprung nach vorne» nötig, um im Standortwettbewerb mitzuhalten. Wichtige Bausteine sind dabei für Kuster Anwander eine intelligente Clusterstrategie und eine innovative Start-up-Szene. Es versteht sich von selbst, dass die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts direkte Auswirkungen auf die Steuerkraft hat. Natürlich könne man deren Erhöhung nicht erzwingen, doch es gehe um Signale, die die Stadt aussende, so Hofer: «Leider habe ich nicht das Gefühl, dass die Stadt heute irgendein Signal aussendet, dass man gute Steuerzahler überhaupt will. Obwohl statistisch erwiesen ist, dass in Winterthur die Durchmischung im höherpreisigen Wohnsegment unterdurchschnittlich ist, wird faktisch jedes derartige Neuprojekt vehement bekämpft.» Auch Wolf und Kuster Anwander teilen die Meinung, dass die Stadt im mittleren und höheren Wohnsegment mehr ansprechende Wohnmöglichkeiten bieten sollte.

Auch die Umweltpolitik sollte Priorität geniessen. Die CVP wird sich gemäss Kuster Anwander für Photovoltaik und erneuerbare Energie für die städtischen Verkehrsträger einsetzen. Es gehe letztlich darum, «unsere angefangenen Hausaufgaben zu erledigen». Auch Hofer möchte beim Thema CO2-Neutralität bis 2050 so bald wie möglich über konkrete Massnahmen diskutieren.

In Sachen Verkehr ist Kuster Anwander der Auffassung, dass die Stadt «nicht noch autofeindlicher» werden darf. Wolf teilt diese Einschätzung: Die SVP werde versuchen, ihre Sicht bei der «ideologischen Verkehrspolitik» des rotgrünen Stadtrats einzubringen. Dabei lehnt sie zusätzliche Verschlechterungen des motorisierten Individualverkehrs ebenso ab wie die neuen Parkierverordnungen.

Lesen Sie in Teil 2: Was die drei Fraktionen in dieser Amtszeit bisher erreicht haben, welche Ziele sie noch haben und wie sie die Arbeit des Stadtrats einschätzen.

Red/ms

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