13.12.2023
Canva HAW/Forum

Tempo 30 in der Spange - eine Goldgrube

Der stationäre Blitzer an der Kreuzung St.-Georgen-Strasse / Lindstrasse sorgt für Unmut in der Bevölkerung. Bis vor kurzem galt auf der zweispurigen Hauptverkehrsstrasse Tempo 50 – seit wenigen Wochen nur noch Tempo 30. Für viele ist klar: Die Messungen sind schikanös, tatsächlich werden rund 30-mal mehr Fahrzeuge geblitzt als zuvor. Die Stadt sieht es als normale Massnahme zur Erreichung des «Zielbild Temporegime».

Im Oktober 2023 liess die Stadt Winterthur Worten Taten folgen: Sie führte in der «Spange» rund um die Altstadt zwischen der Museumstrasse und der St. Georgenstrasse Tempo 30 ein. Die Änderung an diesem Abschnitt ist besonders einschneidend, da sie seit langem als Einbahnstrasse geführt wird und als kantonale Hauptverkehrsstrasse (HVS) gilt, da sie den grossräumigen Verkehr durch Winterthur leitet und benachbarte Stadtteile miteinander verbindet.

Kein Grund für die Stadt, den Verkehrsfluss nicht zu behindern. Mit Einführung der 30er Zone werden die 6'000 bis 11'000 Fahrzeuge, die die Strecke täglich passieren, nicht nur ausgebremst, viele werden derzeit auch vom Blitzer an der Kreuzung St.-Georgen-Strasse / Lindstrasse erfasst. Dies bestätigt auch Michael Wirz, Kommunikationsverantwortlicher der Stadtpolizei. «Nach der zweiwöchigen Anpassungszeit seit der Umstellung beobachten wir eine beispielslose Zunahme an ausgestellten Bussen. Die Frequenz hat sich von 30 Bussen pro Woche auf rund 1'000 Bussen pro Woche erhöht. Derzeit ist die Zahl rückläufig, trotzdem können weitere Massnahmen in Zukunft nicht ausgeschlossen werden, um die Tempoumstellung durchzusetzen.»

Die Handelskammer und Arbeitgebervereinigung Winterthur (HAW) betrachtet die Einführung von Tempo 30 auf den Hauptverkehrsachsen rund um die Altstadt ganz grundsätzlich als verkehrspolitisch falsch. Die absurde Steigerung der ausgestellten Bussen um mehr als 3’000 Prozent auf der wichtigen Verbindungsstrecke hätte mit einer sinnvollen Signalisation der Tempoanpassungen zumindest reduziert werden können.

Die Bewohnerinnen und Bewohner von Winterthur werden nicht nur schikaniert, sondern leiden auch unter dem schlechteren Verkehrsfluss, da die verschiedenen Lichtsignalanlagen nicht aufeinander abgestimmt sind. Das Vorgehen der Stadtregierung ist unverständlich. Sie will den Verkehr so schnell wie möglich aus dem Zentrum verbannen und verschlechtert so die Rahmenbedingungen für das lokale Gewerbe und die Bevölkerung. Kritisch dürfte die Situation für das Gewerbe in der Altstadt werden. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Umsatz der Läden in der Altstadt entwickeln wird. Für andere Dienstleistungen des Gewerbes dürfte sich die Wegpauschale erhöhen.

Die Stadt kann sich über die zusätzlichen Bussen-Einnahmen freuen. Angesichts der schwierigen Budgetsituation und dem Finanzausblick ist ein Schelm, wer Böses denkt.

 

Siehe auch die schriftliche Anfrage von Romana Heuberger an den Stadtrat vom 4.12.2023. Die Antwort ist ausstehend.

 

Handelskammer und Arbeitgebervereinigung Winterthur
Amiel Schriber / Dr. Ralph Peterli

Daniel Oederlin 14.12.2023, 11:48

Warum wurde in der Spange und auf der St. Georgenstrasse überhaupt Tempo 30 eingeführt? Dort hat es kaum Wohnhäuser.
Seitdem dieses Temporegime dort herrscht, habe ich das Gefühl, dass die Kolonnen länger und der Verkehrsfluss zäher geworden ist! Zudem muss man sich bei der Überquerung der Kreuzung extrem auf die Geschwindigkeit konzentrieren und verliert damit die Übersicht auf den Verkehr! Die Unsicherheit nimmt zu, weil man nie sicher ist, reicht es mir bei dieser Geschwindigkeit noch in der Grünphase über die Kreuzung. Wie schnell geht es, und man ist zu schnell! Ich glaube, dass ist der einzige Blitzer an einem Lichtsignal in der Tempo 30-iger Zone. Nicht einmal Zürich hat das.
Meine Konsequenz bei zunehmenden flächendeckendem Tempo 30 und damit künstlich erzeugtem Stau, sowie schleichendem Parkplatzabbau in Winterthur wird einfach sein, dass ich immer mehr ausserhalb Winterthur oder in den Shoppingzentren einkaufen gehe und nur noch im Notfall in die Altstadt komme. Meiner Meinung nach soll der Kanton die zentralörtlichen Abgaben an Winterthur kürzen, weil die Stadt an Attraktivität verliert. Es wäre interessant zu wissen, wie gross der externe Geldzufluss und die externe Investitionen in den Wertplatz und in die Wirtschaft in Winterthur ist im Verhältnis zur Binnennachfrage.

Werner Maag 14.12.2023, 09:37

Was soll man sich da noch ärgern? Diese Machenschaften gehören zur allgemeinen Strategie der Stadtverwaltung. Jede wirtschaftliche Tätigkeit wird behindert. Die umliegenden Dörfer freuen sich, dass ihre KMU‘s prosperieren, wachsen und blühen! Die Zentrumsfunktion der Stadt beginnt an Bedeutung zu verlieren. Da Steuereinnahmen rückläufig sind, gilt es diese durch andere einträgliche und „vernünftige“ Einnahmen zu ersetzen.

Christian Schipp 13.12.2023, 20:03

Ich fahre die Strecke sehr oft. Habe noch nie so viele Verkehrsdelikte gesehen, wie in den letzten Wochen. Das 30er Regime verhindert jegliche Dynamik und ein Überholen auf der zweispurigen Strasse ist unmöglich geworden. Weniger Verkehr hat es nicht, der Lärm wurde auch nicht reduziert. Die Massnahme ist wirkungslos und daher wieder rückgängig zu machen. Übrigens gilt auch für das Chaos an der Zwinglikreuzung! Ein Unfall dort ist nur ne Frage der Zeit.

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