Fragen und Antworten zur BVG-Reform
Kürzlich hat die HAW in einem Blog einen Überblick über die wichtigsten Aspekte der neuen BVG-Reform gegeben. Doch wie erklären Experten im Bereich «berufliche Vorsorge» die Reform. Wir haben Peter Strassmann, Geschäftsführer der Sulzer Vorsorgeeinrichtung (SVE), einige Sachfragen zur neuen Vorlage und deren Auswirkungen gestellt.
Was ist die SVE und wofür steht sie?
Die Sulzer Vorsorgeeinrichtung (SVE) wurde 1920 gegründet und gehört damit zu den ersten Pensionskassen der Schweiz. Seit der Pensionskassenöffnung 2019 sind auch weitere Unternehmen als Neuanschlüsse willkommen. Als autonome Gemeinschaftsstiftung bieten wir unseren Versicherten überdurchschnittliche Vorsorgeleistungen an. "Besser Vorsorgen» ist unser Motto, Transparenz, persönliche Beratung und offene Kommunikation sind unsere Grundsätze. Wir verwalten ein Vermögen von vier Milliarden Schweizer Franken.
Warum braucht es überhaupt eine BVG-Reform?
Die Renten der beruflichen Vorsorge stehen seit langer Zeit unter Druck. Gründe dafür sind die steigende Lebenserwartung und die tieferen Anlagerenditen im Vergleich zum ursprünglichen Konzept bei der Einführung 1985. Das Parlament bemüht sich deshalb um Reformen. Nachdem das Stimmvolk vor zwei Jahren die AHV-Reform gutgeheissen hat, folgt nun die Abstimmung über die BVG-Reform. Im BVG sind Mindestleistungen definiert, an die sich die Pensionskassen halten müssen, wobei die meisten, so auch die SVE, bessere Leistungen anbieten.
Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Fragestellungen/Herausforderungen zur BVG?
Die Reform soll den überhöhten BVG-Umwandlungssatz von 6,8% auf 6,0% senken. Ohne diese Senkung werden die Erwerbstätigen die Pensionierungsverluste aus der Langlebigkeit über einen zu tiefen Zins weiter finanzieren, was stossend ist. Mit der Senkung der Eintrittsschwelle und der Reduktion des Koordinationsabzuges werden Erwerbstätige mit tiefen Löhnen und teilzeiterwerbstätige Personen besser versichert. Die Reform der beruflichen Vorsorge ist notwendig, bei den Lösungsvorschlägen gehen die Meinungen aber auseinander. Die Vorlage ist ein typischer Schweizer Kompromiss aller Anspruchsgruppen, der deshalb sehr kontrovers diskutiert wird.
Was würde eine Annahme der BVG-Reform für die SVE bedeuten?
Die BVG-Reform hat praktisch keine Auswirkung auf die SVE, weil wir die notwendigen Anpassungen bereits umgesetzt haben. Die SVE bietet bessere, sogenannt umhüllende Vorsorgepläne über dem BVG-Mindestplan an und hat den Umwandlungssatz bereits auf das richtige Niveau reduziert. SVE-Versicherte verfügen somit über ausreichend überobligatorisches Vorsorgekapital und sind besser abgesichert. Auch Teilzeitbeschäftigte und Geringverdienende sind dank des prozentualen Koordinationsabzugs in der SVE bereits gut aufgehoben.
Weitere Ausführungen zu den Auswirkungen finden Sie hier:
https://www.sve.ch/SVE/SVE-News-Neuigkeiten/BVG-Reform
Eine BVG-Reform ist also auch aus der Sicht von Experten überfällig. Allerdings handelt es sich bei der Vorlage um einen klassischen Kompromiss, da die Lösungsvorschläge ziemlich auseinandergehen. Auf die SVE und viele andere Kassen hat die Reform wenig Auswirkungen, da sie bessere, sogenannt umhüllende Vorsorgepläne über dem BVG-Mindestplan anbietet. Auch Teilzeitbeschäftigte und Geringverdienende sind bei der SVE bereits besser gestellt.
siehe auch:
BVG-Reform: Wichtigste Aenderungen, HAW-Blog vom 1.7.2024
Das Interview mit Peter Strassmann führte Andrin Gross von der HAW.
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