25.09.2020

Aktuelle Chancen und Risiken im Winterthurer Detailhandel und in der Gastronomie: «Morgenrot sieht anders aus»

Nachdem zu Beginn des Sommers sinkende Corona-Fallzahlen und weitreichende Lockerungen für viel Zuversicht gesorgt hatten, steht Winterthur eine von Unsicherheit geprägte Herbst- und Wintersaison bevor. Eine Bestandesaufnahme von Chancen und Risiken zeigt: Sowohl der Detailhandel als auch die Gastrobranche stehen vor grossen Herausforderungen, wobei die aktuelle Situation durchaus auch Chancen bringt. Die Loyalität der Winterthurer Bevölkerung und die unkomplizierte Unterstützung durch die Politik werden in den nächsten Monaten entscheidend sein.

Wie gerne hätte man das Night-Shopping am kommenden Freitag durchgeführt - doch unter aktuellen Umständen wäre dies schlicht ein «falsches Signal» gewesen, wie Remo Hahn, Geschäftsführer der City Vereinigung Junge Altstadt Winterthur, erklärt. Der Entscheid wird weitum verstanden, obwohl gerade als Kompensation für die Phase des Lockdowns zusätzliche verkaufsfördernde Massnahmen erwünscht sind. Alternativ versucht man, den erst vor Kurzem lancierten Online-Marktplatz zu fördern: «Der Lockdown hat uns allen vor Augen geführt, dass Digitalisierung viel mehr als ein Schlagwort ist, wenn es wirklich darauf ankommt. Diejenigen Geschäfte, die bereits zu Beginn online gut positioniert waren, konnten ihren Absatz halten und teils sogar deutlich steigern.» Das grösste Risiko sei, die Krisen-induzierten Fortschritte nun nicht laufend weiterzuentwickeln. «Corona war der Anstoss, doch wir müssen realisieren, dass die konsequente Digitalisierung und auch die Kooperation untereinander nicht nur den Umsatz steigern, sondern langfristig überlebensnotwendig sind.» Zudem hilft die Loyalität der Kundschaft sehr: Die Junge Altstadt hat im Juli knapp 40% mehr Geschenkkarten verkauft als im Juli letzten Jahres. Diese können nur bei den Mitgliedern der City-Vereinigung eingesetzt werden.

Wie der Detailhandel steht auch die Gastrobranche unter Druck. Thomas Wolf, Restaurantbetreiber und Präsident von GastroWinterthur, sieht die Situation dennoch «verhalten optimistisch». Dies unter dem Vorbehalt, dass die Fallzahlen nicht weiter steigen und Betriebe keine weiteren Massnahmen umsetzen müssen, die den Umsatz verringern. Der Sommer sei zwar erfreulich verlaufen, dennoch konnten die grossen durch den Lockdown bedingten Ausfälle nicht vollends kompensiert werden. «Zuallererst halten wir uns an die Vorgaben. Basierend darauf versuchen wir, unsere wirtschaftliche Situation bestmöglich zu gestalten.», so Wolf. Auch er schätzt die grosse Loyalität seiner Kundschaft. Man habe verstanden, dass es nicht nur einzelne Restaurants, sondern die gesamte Wertschöpfungskette dahinter sei, also die Bäcker, Metzger und Bauern, die unter dem Fernbleiben der Gäste leidet. Die Restaurants müssten einen klaren Fokus haben: kürzere Öffnungszeiten, auch die Aufteilung der Gäste in einen «Schichtbetrieb» würde geprüft. Nur so sei die Phase zu überstehen. Wer eine Gartenwirtschaft betreiben kann, tut dies, gemäss Stadtratsbeschluss noch mindestens bis im November mit erweiterten Aussenflächen. In der Branche ist man darauf angewiesen, dass die beschlossenen Lockerungen so lange wie möglich aufrechterhalten werden. Doch selbst wenn dies der Fall sein sollte, kommt ein ruppiger Winter auf die Wirte zu. Um diese Jahreszeit haben Restaurants normalerweise bereits volle Weihnachtskalender, doch die Geschäfts- und grösseren Familienessen scheinen dieses Jahr auszubleiben. «Der Winter wird entscheidend sein: Am Ende werden diejenigen am erfolgreichsten durch den Winter kommen, die ihre unternehmerischen Möglichkeiten am besten ausschöpfen. Survival of the fittest ist angesagt.»

So oder so: Alle Schutzkonzepte, betriebswirtschaftlichen Massnahmen und Loyalität helfen nichts, wenn Corona wieder ausser Kontrolle gerät. So meint auch Thomas Wolf abschliessend treffend: «Morgenrot sieht anders aus.»

RED/ms

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