01.11.2023
Winterthur Consulting Group AG
https://www.winterthurconsulting.ch

Zeitenwende

Das Politische überdeckt erneut das Wirtschaftliche. Hamas, Russland, Niger. Gewalt wird zunehmend zum Instrument der Politik. Eine Zeitenwende in der Politik wäre gefordert. Nicht nur am Rednerpult, sondern auch in der Realität. Wirtschaftlich sieht es in Amerika immer noch gut aus, nur helfen tut das nicht. Gute Nachrichten lassen Zinsen steigen, welche erneut Sorgen über Finanzstabilität und Immobilienpreise schaffen. Ganz nebenbei verhageln die steigenden Zinsen auch die Finanzmarktrenditen! Die weiterhin unsichere Lage verlangt nach konsequentem Risikomanagement.

Der brutale Terrorangriff der Hamas auf Israel macht betroffen. Betroffen aufgrund des neuerlichen Versuches, politische Konflikte mit Gewalt, statt mit Kompromiss zu lösen. Betroffen, weil unsere Politik auf diese Entwicklung schon wieder nicht vorbereitet gewesen, zu sein scheint. Dabei häufen sich die Gewaltakte in der Aussenpolitik. Seit dem Jahr 2020 ist es in sieben Staaten Afrikas zu neun gewaltsamen Umstürzen gekommen. Die Gründe für die jeweiligen Putschversuche sind unterschiedlich. In den meisten Fällen stehen hinter den Putschisten ausländische Unterstützer wie der Iran, Russland oder China. Es geht darum, den Einfluss der westlichen Demokratien zu untergraben. Die Verschiebung der wirtschaftlichen Machtverhältnisse macht sich damit zunehmend auch in der Geopolitik bemerkbar. Aufstrebende Staaten wie China, Indien oder Indonesien werden in den kommenden Jahrzehnten mehr Einfluss in der Weltpolitik gewinnen wollen. Und Länder, die ihren Weltmachtanspruch durch die wirtschaftliche Entwicklung bedroht sehen, werden versucht sein, diesen Verlust durch militärische Mittel wettzumachen. Bereits der russische Überfall auf die Ukraine und die Besetzung der Krim 2014 hätten ein Weckruf sein sollen. Und trotzdem haben die meisten westlichen Politiker weiter ihre Aussenpolitik an den Vorstellungen einer harmonischen und an westlichen Werten orientierten Weltordnung ausgerichtet. Offensichtlich muss Aussenpolitik realistischer konzipiert werden. Dass das in absehbarer Zeit geschehen und sogar die politische Linke mitziehen würde, hätte man nach der Zeitenwende-Rede des deutschen Bundeskanzlers Scholz vermutet. Ob aus Unfähig- oder letztlich doch Unwilligkeit, von Zeitenwende ist bis jetzt nichts zu spüren.

Es ist einfach über Deutschland zu spotten. Denn auch in der Schweiz ist ein Umdenken in der Aussenpolitik nicht erkennbar. Besonders ernüchternd ist die aktuelle Schweizer Europapolitik. Auch wenn man der Überzeugung ist, dass eine weitergehende politische Integration der Schweiz in Europa nicht wünschenswert ist, kann der augenblickliche Zustand der Beziehungen zu Europa nicht befriedigen. Irgendwie scheint es politisch opportun geworden zu sein, die Länder, mit denen wir die meisten Werte und wirtschaftlichen Interessen teilen, als grössten politischen Feind betrachten zu müssen. Wie weit die politische Unverantwortlichkeit geht, lässt sich am Nein zu dem institutionellen Rahmenabkommen aus dem Jahr 2021 erkennen. Seitdem herrscht Stillstand im Europadossier. Wie das alles weitergeht?

Für Optimismus gibt es aktuell wohl nur sehr wenige Anhaltspunkte. Und das obwohl wir wissen, dass sich die Kräfte auf der Welt weiter verschieben und dass alte Gewissheiten in dieser Neuen Welt wohl nicht mehr gelten werden. Auch die Schweizer Wirtschaft und mit ihr die Schweizer Bevölkerung ist in dieser Zeitenwende mehrfach gefordert. Unser Wohlstand ist nicht selbstverständlich und steht auf dem Spiel! Weiterhin zentral bleiben vor diesem Hintergrund das Management und die Steuerung der entsprechenden Risiken, um zu grosse und unerfreuliche negative Schwankungen einzugrenzen.

 

Winterthur Consulting Group AG
Dr. Ralph Peterli / Rolf Gloor

Teilen & diskutieren Sie diesen Artikel

Personen

Newsportal

Das "Forum Winterthur" dient der politischen Information und Diskussion in der Region Winterthur. Die Winterthurer Wirtschaftsverbände betreiben die News-Plattform in Zusammenarbeit mit den Parteien Die Mitte, FDP und SVP. Die Plattform wird von ihren Trägern sowie durch Inserate und Spenden finanziert. Für den Inhalt der einzelnen Beiträge sind die Verfasser verantwortlich. Die Publikation eines Beitrages auf dieser Plattform bedeutet nicht, dass die Träger der Plattform in jedem Fall mit dem Inhalt einverstanden sind.

Regelmässige News-Updates erhalten?

Wirtschaftsagenda Winterthur